VBKÖ – Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs

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Rituals of Resistance/ Rituale des Widerstandes

Künstler*innen: Rheremita Cera, Tetta, Va-Bene E. K. Fiatsi
Eröffnung / Performative Screening und Artist Talk mit Faris Cuchi : 16 Uhr, 26. Mai

Ausstellung: 31. Mai – 16. Juni
Öffnungszeiten: Freitag und Samstag, 14 – 18 Uhr und am Sonntag, dem 2. Juni

*Dieses Programm ist Teil von Independent Space Index 2024: Festival of independent art spaces in Vienna, 31. Mai – 2. Juni.

Rituals of Resistance/ Rituale des Widerstandes ist eine von den Künstler*innen Rheremita Cera (BR/DE), Tetta (BR/DE) und Va-Bene E. K. Fiatsi (GH) kuratierte Ausstellung, in der sie alle drei im Raum der VBKÖ durch Videoperformances, Dokumentationen von Performances und Installationen vertreten sind. Die Ausstellung, deren Eröffnung am 26. Mai ab 16 Uhr stattfindet, wurde im Zuge der Ausschreibung der VBKÖ How Are You Practicing What You Preach als Vorschlag eingereicht und ausgewählt. Das Aufeinandertreffen der Werke ist eine Erweiterung und Zelebration der Begegnung der Künstler*innen im Rahmen eines einjährigen Mentoring-Programms, das von Va-Bene E. Fiatsi über die unabhängige Institution PerfocraZe International Artist Residency – pIAR, die sie in Kumasi (Ghana) leitet, angeboten wurde. Zusammen mit zehn anderen Mentees/Künstler*innen aus Ghana und dem Ausland hatten Tetta und Rheremita die Gelegenheit, sich mit Va-Bene und zwei anderen Mentor*innen über ihren Prozess auszutauschen.

Der Akt des Widerstandes involviert und evoziert verschiedene Taktiken. In der gegenwärtigen Auswahl präsentieren die Künstler*innen im Raum der VBKÖ eine Konstellation von Kunstwerken und Praktiken, in denen das Politische und das Spirituelle durch das Erotische miteinander verbunden sind – damit würdigen sie den Text unserer herausragenden Schwester Audre Lorde “Uses of The Erotic as Power” (auf Deutsch:„Vom Nutzen der Erotik: Erotik als Macht”), in der das Erotische als ein allumfassendes System von Wissen beschrieben wird, das befreiend ist und Brücken zwischen dem Selbst und der Gemeinschaft zu bauen vermag:

„es ist gewissermaßen Mode geworden, das Spirituelle (das Psychische und Emotionale) vom Politischen zu trennen und beides als gegensätzlich oder unvereinbar darzustellen. Die Trennung des Spirituellen vom Politischen ist genauso falsch, resultiert sie doch aus der unvollständigen Wahrnehmung unseres erotischen Wissens. Die Brücke dazwischen wird von der Erotik – der Sinnlichkeit – gebildet, dem körperlichen, emotionalen und seelischen Ausdruck dessen, was das Tiefste, Stärkste und Reichste in uns ist: die leidenschaftliche Liebe in ihrer umfänglichsten Bedeutung.” (LORDE, 1978)

Mit Blick auf den Aufstieg des Konservativen in der Welt greifen wir auf mikro- politische Taktiken des Widerstandes und der gegenseitigen Ermächtigung zurück, indem wir uns dieser erotischen Kraft bedienen. In Anbetracht der gegenwärtigen politischen Situation in Ghana (siehe hierzu das Anti-LGBT-Gesetz in Ghana: https:// www.jurist.org/news/2023/07/ghana-parliament-unanimously-pass es-extreme-anti- gay-bill/) ist das PerfocraZe International Artist Residency -pIAR ein Raum von immenser Bedeutung nicht nur für die lokalen queeren Künstler*innen, sondern auch für die internationale queere Künstler*innengemeinschaft, indem er einen fruchtbaren zwischenmenschlichen Austausch fördert. Die Krise, die Ghana durchläuft, ist ein Spiegelbild der dort seit Jahrhunderten aufgezwungenen kolonialen Praktiken, insbesondere in Hinblick auf die Überschneidung von fundamentalistischen Religionen und Politiken. Die ganze Welt wird nun aus der Ferne zuschauen, wie queeren Menschen Stück für Stück die elementarsten Grundrechte, die sie bisher dort erlangen konnten, abgesprochen werden. Im Kontext einer derartigen Kriminalisierung der LGBTQIA+ Bevölkerung sucht pIAR dringend nach Förderungsmöglichkeiten, um einen Raum mit 12-Schlafzimmern und Atelierräumlichkeiten zu erwerben, der 26 Personen aufnehmen kann (einschließlich der Artists-in-Residence, des pIAR-Teams, der Praktikant*innen und der Mentees). Die Kosten belaufen sich auf eine Summe zwischen 200,000 $ und 300,000 $ (siehe: https://www.gofundme.com/f/xx48d3-save-piar).

Über die Kunstwerke:

Im Video “Kall For Healing” (15’29”) lädt Va-Bene das Publikum ein, sich dem Ritual der Heilung als einer intimen Begegnung und gemeinschaftlicher Solidarität anzuschließen und über die eigenen Wunden zu reflektieren. Es erlaubt sowohl der Künstlerin als auch dem Publikum, sich den eigenen Weg zu Heilungsprozessen neu zu imaginieren, während sie über die Vollkommenheit und die Wildheit dieses andauernden Prozesses des Werdens nachdenken können.

Laut der Künstlerin ist das Heilen ein Prozess und ein Ritual des Werdens, erreichbar durch physisches, spirituelles, mentales und emotionales Durchhaltevermögen, Gewalt und alternativen Tod. Es verstärkt die eigenen Schmerzen, indem es unsere Wunden aufreißt. Wir sterben, um zu leben! Unsere Ausdauer wird allein durch die Freude, die Hoffnung und die Träume einer Wiedergeburt aufrechterhalten. Das Heilen und seine Rituale sind widersprüchlich, sie lassen neue Wunden und frische Erinnerungen zurück, die es uns ermöglichen, unsere Ganzheit, unser Überleben und Stärke neu zu imaginieren und eine neue Form der Vollkommenheit zu erfahren.

Dieses Projekt wurde während einer Residency bei prohelvetia_residency, organisiert von Progr_Bern in der Schweiz, entwickelt und erhielt Unterstützung von @prohelvetia @prohelvetia_johannesburg.

In der Arbeit “SKATITING AROUND” (16’28”) experimentitiert Tetta mit einer neuen Verwertung einer BH-Kollektition, die in Brasilien im Zuge einer vorausgegangenen Ausstellung mittels Spenden gesammelt wurde. Bei dieser Gelegenheit verkleideten die BHs eine Säule im Raum. In der Videodokumentatition der Performance, die in pIAR in Ghana während der Eröffnung der Ausstellung der Mentees BEFORE THE RAIN präsentiert wurde, erhalten die Bekleidungsstücke neue Konnotitationen. Für Tetta ist das Skatiten eine Aktition der Freude, während es zugleich auch ein Risiko darstellt. Mit einer Protektition aus BHs bekleidet zu sein, ist beruhigend, schränkt aber auch die Bewegungsfreiheit ein. Durch das Publikum gleitend, spielt Tetta mit Posen, Geschwindigkeit und Balance und versucht, sich den Personen anzunähern. Dann öffnet sich die Rüstung und wird zu dehnbaren Strukturen, die sich quer durch den Raum spannen und sowohl Unterstützung bieten als auch ein Hindernis sein können.

Im Musikvideo “À VIVA, AVIVA!” (20’20”) lässt Rheremita Cera in der Form eines Films ein neues queeres Orakel entstehen. Er*Sie schafft Charaktere für eine Queere Mythologie, die das Jetzt ehren, die Vergangenheit berücksichtigen, und um Erlaubnis bitten, die Zukunft zu betreten.

Musik-Video und Manifest “ΨψPOSEIDONNAΘθ” (07’07”) von Teta Lírica & Rheremita Cera. Gefilmt in Sounion, Griechenland, 2020. Nach einer derartigen Erscheinung in Poseidons Tempel sind die verbotenen Bilder als Gespenster zurückgekommen. Könnten heilige ANTIQUITITÄTEN eine KRITITISCHE Erinnerung verkörpern?

 

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