VBKÖ – Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs

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Zur Geschichte der VBKÖ

Die Vereinigung bildender Künstlerinnen war die erste Künstlerinnenvereinigung Österreichs. Die Gründe, die für die Konstituierung einer eigenen Künstlerinnenvereinigung geltend gemacht wurden, waren der Ausschluss aus den bestehenden großen Künstlervereinen (bis 1945) und damit verbunden, die mangelnde Präsenz am Kunstmarkt. Die Selbstorganisation der Künstlerinnen ermöglichte vielen Frauen erstmals ein Ausstellungs- und Verkaufsforum. Natürlich waren auch die Ausstellungen der VBKÖ nicht juryfrei. Die VBKÖ konnte sich in ihrer Gründungsphase auf die Protektion des Kaiserhauses und auf die renommierter Wiener Familien, wie der Liechtenstein, Rothschild oder Wittgenstein berufen. Gleich mit ihrer ersten Ausstellung “Die Kunst der Frau” 1910/11 in der Secession versuchten die Künstlerinnen ihrem eigenen Schaffen eine historische Legitimation zu verleihen. Die Ausstellung bot einen internationalen Überblick über die Kunst von Frauen seit dem 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart, ein Unterfangen, das für die damalige Zeit einzigartig war. Nach diesem erfolgreichen ersten Auftreten in der Öffentlichkeit organisierte die VBKÖ Ausstellungen für junge wie bereits renommierte Künstlerinnen wie Tina Blau oder Marie Egner, darüber hinaus verfügte sie über internationale Kontakte, exponierte im Ausland und lud ausländische Künstlerinnen zu ihren Ausstellungen ein.

Nach dem 1. Weltkrieg und dem Ausscheiden zahlreicher Künstlerinnen aus der ehemaligen Monarchie kam es zu internen Abspaltungen, als deren bedeutendste die 1926 gegründete Vereinigung “Wiener Frauenkunst” zu nennen ist. Ungeachtet dessen organisierte die VBKÖ jährliche Ausstellungen in ihrem Vereinslokal in der Maysedergasse, das sie ab 1912 angemietet hatte. Die Wirtschaftskrise traf die Künstlerinnen arg und wie in den meisten KünstlerInnenvereinigungen kam es im Verlauf der dreißiger Jahre auch im Ausstellungsprogramm der VBKÖ zu einer Anpassung an die Ideologie des Ständestaates. 1938 wurde eine kommissarische Leitung bestellt, die VBKÖ in “Künstlerverband Wiener Frauen” umbenannt. Während viele jüdische Künstlerinnen in die Emigration getrieben wurden, beteiligten sich andere an propagandistischen Ausstellungen der 1941 erneut umbenannten VBKÖ “Vereinigung bildender Künstlerinnen der Reichsgaue der Ostmark”.

1945 setzte die neu konstituierte VBKÖ ihre Tätigkeiten in bescheidenerem Rahmen fort. Die historischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die 1910 den Ausschlag zur Gründung der VBKÖ gaben, hatten sich grundsätzlich geändert.

Mit der Übernahme der Präsidentschaft durch Rudolfine Lackner 1998 versuchte die VBKÖ eine neue Standortbestimmung. Dies zeigte sich in der Offenheit gegenüber zeitgenössischen, avantgardistischen Künstlerinnen und dem Willen, die Geschichte der VBKÖ zu dokumentieren und das Archiv zu erschließen. Die Ausstellung archiv sollte einen wesentlichen Anstoß geben, die historische und kunsthistorische Bedeutung der VBKÖ, die darüber hinaus ein Spiegelbild der Zeit und der gesellschaftspolitischen Rolle der Frau bzw. der Künstlerin im allgemeinen gibt, ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Sabine Plakolm-Forsthuber (Kunsthistorikerin, Wien)

*Dieser Textbeitrag wurde anlässlich der Ausstellung archiv erstellt (17. – 26. März 2004, VBKÖ) und später aktualisiert.

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