Das verlorene Element. Die Re-Konstruktion der Hexe
Exhibition
14 Januar – 13 Februar 2022
Öffnungszeiten: Friday & Saturday: 14:00 – 18:00 und nach Vereinbarung
Eröffnung: 13 January, 15:00 – 21:00
Finissage: 13 February, 14:00 – 18:00
Künstler_Innen: Anna Bochkova, Valerie Habsburg, Violetta Leitner, Anka Lesniak
Kuratorin: Anka Lesniak
Die Ausstellung ist der nächste Auftritt einer kollektiven künstlerischen Ermittlung, die das Leben und Arbeiten von Teresa Feodorowna Ries (1866-1956) betrifft. Diese Bildhauerin jüdisch-russischer Herkunft zählte zu der Gruppe hervorragendster Künstler des österreichisch-ungarischen Kaiserreiches und hatte mehrmals auch in der VBKÖ ausgestellt. Im Jahr1938 wurde sie gezwungen, ihre künstlerische Karriere und Werke aufzugeben und musste in die Schweiz fliehen. Unter den zahlreichen in ihrem Atelier verbliebenen Werken befand sich auch die Marmorfigur der Hexe bei derToilette vor dem Hexensabbat (1895). Die Skulptur stellt eine mit Vitalität erfüllte nackte Frau, die sich mit einer riesigen Schere die Fußnägel schneidet und zugleich mit boshaftem Lächeln direkt in die Augen des Betrachters schaut. Die Hexe ist später mehrmals unter unerklärlichen Umständen beschädigt worden. Die Skulptur wurde renoviert, doch die Hand mit der Schere fehlt nach wie vor.
Die Skulptur von Teresa Ries ist der Zeuge der Geschichte, politischer und gesellschaftlicher Veränderungen. Das beschädigte Werk ist ein Vorwurf gegen dieGeschichte, Institutionen, gegen die Politik gegenüber Frauen (Künstlerinnen), den Antisemitismus und Fremdenhass. Zugleich besitzt die Skulptur das inspirierende Potential zu politischen und gesellschaftlichen Veränderungen wie auch zur Emanzipation von Minderheiten. Die im Rahmen des künstlerischen Forschungsprojekts organisierte Ausstellung stellt ebenfalls die Frage danach, wie mit zeitgenössischen Kultur-Diskursen und Deutungen die symbolische Rekonstruktion des verlorenen Elementes der Hexe vollzogen werden soll. Durch Präsentation von Arbeiten, die auf historischen Untersuchungen und Archiv-Forschungen basieren sowie mithilfe von verschiedenen Medien realisiert wurden, eröffnet die Ausstellung ein Tor zwischen den früheren und zeitgenössischen Vorgangsweisen im Bereich der Frauenkunst.