VBKÖ – Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs

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In the Meantime of a Wormhole

Ausstellung

21. April – 20. Mai 2022
Öffnungszeiten: Fr – Sa: 15:00–20:00 (und nach Vereinbarung)

Eröffnung: 20. April, 18:00
Reshuffling:
7. Mai, 15:00–20:00
Guided Tours: 29. April & 13. Mai, 19:00
Artist Talk: 14. Mai, 16:00
Finissage: 20. Mai, 15:00–20:00

Maggessi/Morusiewicz feat. Seth Weiner/Sadie Siegel

Ein “Wurmloch” kann viele Dinge sein. Viele Dinge können Wurmlöcher-im-Werden sein. Ganz einfach gesagt ist ein Wurmloch ein Loch in Holz
oder Obst, das von Insektenlarven gegraben wird. Gleichzeitig kann das auch ein Loch im übertragenen Sinn sein, etwa ein produktiver diskursiver Exkurs, der zugleich Umweg und sich formendes Ziel ist. Es kann zum Beispiel einen Vorgang bezeichnen, durch den digitalen Raum zu navigieren, sich über Hyperlinks endlos von einer Internetseite zur anderen zu bewegen. Die mühselige Langsamkeit, die der obigen Beschreibung zugrunde liegt, kollidiert mit der Geschwindigkeit, die Wurmlöcher in literarischen, filmischen und TV-Sci-Fi-Erzählungen charakterisiert. In solchen Narrativen haben Wurmlöcher einen funktionalen Charakter. Obwohl das Durchqueren von Wurmlöchern atemberaubend sein muss, zeugt der fehlende Einblick in diese Erfahrung von so wenig erzählerischer Geduld, wie man sie beispielsweise in planlosen Expositionsszenen in Erwachsenenfilmen findet. Eine interessante Ausnahme bildet eine Welle von Gay-Porn-Kunstfilmen aus der Zeit vor AIDS in den USA von Filmemachern wie Jack Deveau, Joe Gage oder Wakefield Poole, in denen die Narration von Szenen, die nicht zum Geschlechtsverkehr gehören, verlangsamt und erweitert wird.

In den präsentierten Arbeiten verweisen Maggessi/Morusiewicz auf die oben genannten Referenzen, remixen sie und verwenden sie neu. Somit schlagen sie fragmentierte und veränderbare narrative Formen für zeitlich beunruhigte Räume des Dazwischen-Seins vor. Das der Ausstellung zugrunde liegende Thema ist ein zukunftsorientiertes Weltentstehungsprogramm, das in so unterschiedlichen Situationen wie einer sexuellen Begegnung, einer Forschungsuntersuchung oder einer Science-Fiction-Trope über die Besiedlung eines neuen Planeten zur Orientierung wird. Was wäre, wenn der Akt des Ausziehens eines T-Shirts ausgesetzt und auf mehrere Minuten ausgedehnt werden könnte? Was wäre, wenn das Auffüllen eines Pools von theoretischen Konzepten und akademischen Referenzen nicht der bedrohlichen Aussicht auf eine Deadline für die Einreichung von Zeitschriftenartikeln unterworfen wäre? Was wäre, wenn die ekelerregende Aussicht auf eine jenseitige menschliche Expansion in die Agenda der sozialen Gerechtigkeit kanalisiert würde, die nicht nur jetzt und überall gilt, sondern auch über die menschliche Privilegierung hinausreicht? Wenn man darüber nachdenkt, sind die Werke dieser Ausstellung affektive und liebevolle Momente von Dauerproblemen, die die Fragen stellen: “Was passiert in der Zwischenzeit?” “Was passiert, während man in einem Wurmloch ist, wie auch immer man es definiert?” Obwohl Maggessi/Morusiewicz in das Erzählen von Geschichten investieren, verlassen sie sich auf nicht-mainstreamige Filmmodelle wie “arme Bilder” und “operative Bilder”, die als affektive audiovisuelle Bausteine von aus dem Film hervorgehenden skulpturalen und performativen Formen eingesetzt werden. Das Wurmloch dieser Ausstellung ist zeitgleich filmische Trope und filmische Strategie, eine Art, das Medium Film auf erweiterte und synkretistische Weise zu denken: als performative Klangskulptur, als immersive Rauminstallation und als Strategie der kritischen Lektüre. In Zusammenarbeit mit Seth Weiner/ Sadie Siegel entwickelt, ist “In the Meantime of a Wormhole” eine immersive Rauminstallation, die Sound, Video und skulpturale Arbeiten kombiniert, die aus dem fortwährenden Interesse des Duos an künstlerischer Forschung, erweitertem Filmemachen, multimedialer Performance- Kunst und Schreiben resultieren. Dies ist zwar die erste “dolo”- Ausstellung (solo-yet-duo) von Maggessi/Morusiewicz, doch haben die beiden forschenden Künstlerinnen bereits bei einigen anderen Projekten zusammengearbeitet. Eines davon ist eine Reihe von Performances mit dem Titel “Wormhole Stories”, von denen einige im Rahmen ihrer Residency bei Huggy Bears in Wien entstanden sind, die mit einer Performance im Wiener WUK (Okt. 2022) abgeschlossen wird. Im Herbst/Winter 2021-2022 kuratierten sie die Ausstellung “The Poiesis of Composting” (Exhibit Eschenbachgasse), in der sie künstlerische Positionen versammelten, die an kollaborativer Prozessualität interessiert sind. In diesem Zusammenhang realisierten sie auch einen kurzen Experimentalfilm, “I Am and Tell Me What”, der den Prozess der Konzeption der Ausstellung durch eine Collage aus Found-Footage- und audiovisuellem Originalmaterial reflektiert. “In the Meantime of a Wormhole” ist zwischen dem 21. April und dem 20. Mai jeweils freitags und samstags (15-20 Uhr) geöffnet. Das Veranstaltungsprogramm umfasst Führungen mit dem Duo (29.04. und 13.05., 19 Uhr), eine performative Umgestaltung der Ausstellung (7.05., 15-20 Uhr), ein Künstler*innengespräch (14.05., 16 Uhr) und die Finissage der Ausstellung (20.05., 15-20 Uhr).

 

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